Haus Atemzeit schließt bundesweit bestehende Versorgungslücke

Haus Atemzeit schließt bundesweit bestehende Versorgungslücke

„Sicher in ein neues Leben“ bietet Hilfe für schwer erkrankte Kinder und traumatisierte Eltern

Hamburg. Der HanseMerkur Preis für Kinderschutz, die bundesweit renommierte Auszeichnung für außergewöhnliche Leistungen im Bereich des Kinder- und Jugendschutzes, wird in diesem Jahr u.a. an die Initiative Atemzeit e.V. verliehen. Der Verein erhält die Auszeichnung für sein unermüdliches Engagement für Kinder mit komplexen lebensbedrohlichen Erkrankungen sowie ihre stark belasteten Eltern. Die Preisverleihung fand am 28. September 2023 am Unternehmenssitz der HanseMerkur in Hamburg statt. Atemzeit e.V. wird mit einem Hauptpreis ausgezeichnet und erhält 20.000 Euro zur weiteren Förderung des Projekts.

Die Geburt eines schwer erkrankten Kindes verändert das Leben einer ganzen Familie. Eltern müssen die medizinische Versorgung erlernen und zusätzlich die eigenen traumatischen Erlebnisse verarbeiten. Letzteres ist für den Großteil der Betroffenen kaum möglich, da sie all ihre Aufmerksamkeit, Kraft und Zeit für die Betreuung ihres häufig mehrfach erkrankten Kindes und etwaiger Geschwisterkinder benötigen. Die kleinen Patienten haben teils körperliche, teils geistige Einschränkungen, einige der Kinder können vollständig genesen, andere sind lebensverkürzend erkrankt. Betroffene Eltern müssen in vielen Fällen nicht nur die technischen Hilfsmittel fehlerfrei bedienen können, sondern auch mit lebensbedrohlichen Situationen umgehen. Genau hier leistet das Haus Atemzeit in der hessischen Gemeinde Wölfersheim die von Betroffenen so dringend benötigte Übergangshilfe und schließt eine bundesweit bestehende Versorgungslücke. Das Haus bietet Platz für eine Rund-um-die-Uhr-Betreuung von sechs Kindern und steht Angehörigen in der medizinisch und seelisch anspruchsvollen Situation zur Seite.

 

Nina Jäger, Krankenschwester, Mitgründerin und zweite Vorsitzende des Vereins beschreibt ihre Arbeit im Haus Atemzeit folgendermaßen: „Nach der Akutbehandlung auf den Intensivstationen tragen die Eltern eine große Verantwortung für ihre Kinder. Auf der Suche nach ihrem individuellen Weg stehen sie vielen sozialen und gesundheitlichen Themen meist unvorbereitet gegenüber. Staatliche Angebote der Unterstützung gibt es zwar, jedoch werden diese alle isoliert betrachtet. Wir möchten genau zu dem Zeitpunkt eine ganzheitliche Hilfe anbieten, an dem es am effektivsten ist und den Familien, den meisten Mehrwert bringt – und das an einem Ort, an dem alle zusammenkommen können.“

 

Mehr Menschlichkeit in herausfordernden Situationen


Eltern mit schwer erkrankten Kindern stellen sich viele Fragen: Wie kann ich den Alltag mit einem so besonderen Kind meistern? Wie funktioniert eigentlich ein Beatmungsgerät? Was ist zu tun, wenn der kleine Körper krampft? Wie kann ich unser Leben weiterhin finanzieren, wenn ich nur noch für mein Kind da sein muss? Im Haus Atemzeit e.V. wird versucht,

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Kontakt

Haus Atemzeit e. V.
Kuhweg 6,  61200 Wölfersheim

E-Mail:  info@atemzeit.org

Telefon:  +49 (0) 60 36 / 43 28 90

www.atemzeit.org

Lösungen mit Familien in derartigen Situationen zu finden und ihnen den nötigen Raum zu geben, das Erlebte zu verarbeiten. Hier wird alles möglich gemacht, um Familienmitglieder 24 Stunden am Tag willkommen zu heißen. Tagtäglich setzen sich die Menschen im Haus Atemzeit mit Krankenkassen, Kliniken und Ärzten auseinander, um für mehr Menschlichkeit gegenüber ihren kleinen Patienten und Patientinnen zu kämpfen. Es geht um Termine für lebenswichtige Untersuchungen, Übernahme der Kosten für Sauerstoffgeräte durch die Krankenkassen und die Betreuung der Kinder durch einen Kinderarzt und Therapeuten vor, während und nach der Zeit im Haus Atemzeit. Dabei ist nicht nur das Haus durchgehend geöffnet, auch die drei Leitenden sind in wechselnder Rufbereitschaft immer erreichbar.

 

Kommunikation mit den Eltern ist entscheidend


Neben der ersten Vorsitzenden Anett Wiese ist Ella Gette fast von Anfang an als Einrichtungsleiterin dabei. Sie erklärt, dass es auch häufig an der Kommunikation scheitert. „Mit der steigenden Zahl von Menschen mit Migrationshintergrund kommt es bei lebenswichtigen Instruktionen viel zu häufig zu Kommunikations- und Verständnisproblemen aufgrund mangelnder Sprachkenntnisse. Zugleich müssen die Eltern die Versorgungsprofis ihres Kindes werden, weil unser Gesundheitssystem so ausgelastet ist, dass die erkrankten Kinder und ihre Familien nicht entsprechend intensiv betreut werden können“, erklärt Gette.

 

Geschützter Raum für erkrankte Kinder – Entlastung für die Eltern


Umso deutlicher betont Eberhard Sautter, Vorstandsvorsitzender der HanseMerkur, die herausragende Leistung des Vereins Atemzeit: „Bei der fantastischen Arbeit des Vereins geht es nicht nur um die medizinische Versorgung der Kinder mit lebensbedrohlichen Erkrankungen, sondern vor allem auch um die Entlastung von Eltern und Geschwisterkindern. Das Haus Atemzeit schafft einen geschützten Raum, in dem die Eltern aufgefangen werden und gleichzeitig die Gewissheit haben, dass ihre Kinder in kompetenten und liebevollen Händen sind. Herzlichen Glückwunsch zur Auszeichnung mit dem HanseMerkur Preis für Kinderschutz."



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