World Childhood Foundation Deutschland -

HanseMerkur Preis für Kinderschutz - Hauptpreis

Schutz vor Gewalt und sexuellem Missbrauch an Kindern soll unter anderem durch Childhood-Haus in Flensburg gestärkt werden

Hamburg. Gewalt gegen Kinder zieht sich durch alle Gesellschaftsschichten. Besonders alarmierend ist die hohe Dunkelziffer nicht gemeldeter Übergriffe, die bei über 90 Prozent liegt. Vor diesem Hintergrund verschreibt sich die World Childhood Foundation seit 1999 dem Kinderschutz und der Unterstützung jener Kinder und Jugendlichen, die bereits Opfer von Gewalt und sexuellen Übergriffen geworden sind. Unter der Leitung von Dr. Astrid Helling-Bakki entwickelte die World Childhood Foundation in Deutschland bisher neun Childhood-Häuser, in denen Kinder und Jugendliche bis zum 18. Lebensjahr ambulant betreut werden, die möglicherweise von sexualisierter oder körperlicher Gewalt betroffen oder Zeugen solcher Gewalt geworden sind. Häufig sind es Bezugspersonen aus Familien, Kindergärten und Schulen, die den Weg zu einem Childhood-Haus finden. Ein großer Teil der Fälle wird über das Jugendamt, die Polizei oder angebundene Kliniken vermittelt.


Jetzt wurde die World Childhood Foundation Deutschland mit dem HanseMerkur Preis für Kinderschutz, die bundesweit renommierte Auszeichnung für außergewöhnliche Leistungen im Bereich des Kinder- und Jugendschutzes, ausgezeichnet. Die World Childhood Foundation Deutschland erhält 20.000 Euro zum weiteren Ausbau des Childhood-Hauses in Flensburg. Die Preisverleihung fand am 28. September 2023 am Unternehmenssitz der HanseMerkur in Hamburg statt.

Die World Childhood Foundation wurde 1999 von Königin Silvia von Schweden gegründet mit dem Ziel, das Recht von Kindern auf eine sichere und liebevolle Kindheit zu schützen und die Lebensbedingungen derjenigen Kinder zu verbessern, die sexuellem Missbrauch und Gewalt ausgesetzt sind. In den Childhood-Häusern werden körperlich, sexuell oder seelisch misshandelte Kinder interdisziplinär und kindgerecht durch Teams u.a. aus Polizisten, Psychologen, Sozialpädagogen und Ärzten betreut.

Die Bedürfnisse betroffener Kinder sind das oberste Gebot

Die Childhood-Häuser sind so konzipiert, dass sie den Bedürfnissen der betroffenen Kinder und Jugendlichen gerecht werden. Anstatt verschiedene Anlaufstellen aufsuchen zu müssen, werden die benötigten Fachkräfte und Experten direkt zu den Kindern gebracht. Ziel ist es, den Stress und die Belastung für die Betroffenen, die sich ohnehin in einer äußerst schwierigen Situation befinden so gering wie möglich zu halten. Dr. Astrid Helling-Bakki erläutert: „Wir denken immer vom Kind aus. Egal wie ein Verfahren ausgeht, dem Kind soll es am Ende besser gehen als vorher. Dieser Grundsatz bildet die Grundlage unserer Arbeit in jedem unserer Childhood-Häuser und wir arbeiten unermüdlich daran, den Zugang zu unseren Einrichtungen so niederschwellig wie möglich zu gestalten.“

Interdisziplinäre, rechtssichere Zusammenarbeit unter einem Dach

In einem Childhood-Haus erfahren die Kinder, dass allein ihre Bedürfnisse im Vordergrund stehen: Bei ihrer Ankunft werden sie zunächst in einen kindgerecht eingerichteten Rückzugsraum gebracht, wo sie zur Ruhe kommen können. Im Raum für psychologische Begleitung und Krisenintervention werden sie anschließend auf eine etwaige polizeiliche Vernehmung vorbereitet, wobei auf ihre Selbstwirksamkeit und Sicherheit fokussiert wird. Die Childhood-Häuser bieten auch spezielle Räume für richterliche Vernehmungen: In einem ruhigen und kindgerechten, mit Kameras ausgestatteten Vernehmungsraum kann das Kind von einem geschulten Polizisten oder Richter befragt werden. Alle relevanten Verfahrensbeteiligten nehmen in einem abgegrenzten Nebenraum Platz – und sind für das betroffene Kind nicht zu sehen. Während der Befragung können über ein Tablet aus dem Nebenraum zusätzliche Fragen an die befragende Person übermittelt werden. Diese innovative Herangehensweise gewährleistet einen geschützten Raum für das Kind, das ohne direkte Konfrontation mit dem angeschuldigten Täter aussagen kann. In einem speziell für die Kinder eingerichteten Untersuchungsraum werden diese bei Bedarf kinderschutz- und rechtsmedizinisch untersucht.


KONTAKT
World Childhood Foundation
Bockenheimer Landstraße 51-53
60325 Frankfurt am Main

+49 69 71 040 363
deutschland@childhood-de.org

https://www.childhood-de.org

Die Untersuchungsergebnisse werden anschließend sorgfältig und rechtssicher für eine spätere gerichtliche Verwendung dokumentiert. Die Childhood-Häuser arbeiten eng mit verschiedenen Institutionen und Fachkräften zusammen, um eine ganzheitliche und professionelle Unterstützung für die betroffenen Kinder und ihre Familien zu gewährleisten. Die hohe Qualität und der standardisierte Ansatz der Childhood-Häuser werden regelmäßig von der Stiftung überprüft.


Childhood-Häuser schaffen Rahmen für Rückgewinn von Vertrauen

Dr. Astrid Helling-Bakki betont: „Kinderschutz ist zumeist kein zentrales Ziel der strafrechtlichen Abklärung. Hier versuchen wir, eine Lücke zu schließen und setzen uns dafür ein, dass in unseren Childhood-Häusern jedes betroffene Kind eine angemessene Begleitung in einer geschützten Atmosphäre erhält, unabhängig von Herkunft und Lebensbedingungen. Kinder können wir nur gut schützen, wenn wir interdisziplinär zusammenarbeiten und einen Rahmen schaffen, indem Kinder, die bereits Traumatisches erlebt haben, wieder Vertrauen fassen können.“

 

Eberhard Sautter, Vorstandsvorsitzender der HanseMerkur, unterstreicht die herausragende Bedeutung der Arbeit der Kinderschutzorganisation: „Die World Childhood Foundation leistet mit ihren Häusern einen bedeutenden Beitrag, um traumatisierten Kindern die zusätzliche Belastung herkömmlicher Gerichtsverfahren zu ersparen – und dies an zahlreichen Standorten und in herausragender Qualität. Der HanseMerkur Preis für Kinderschutz würdigt ihre wertvolle Arbeit und ermutigt die Foundation, ihren Einsatz fortzusetzen, um durch den Ausbau weiterer Childhood-Häuser wie in Flensburg noch mehr betroffene Kinder und Familien zu unterstützen.“

Quelle: HanseMerkur

NW/JM

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