Flensburg/Rendsburg, 31. Januar 2025 – Die insolventen Werften Flensburger Schiffbau-Gesellschaft (FSG) und Nobiskrug haben neue Eigentümer gefunden, die den Fortbestand der Standorte sichern. Die Bremerhavener Rönner-Gruppe wird die Flensburger Werft weiterbetreiben, während die Bremer Lürssen-Gruppe den Werftstandort Rendsburg übernimmt. Damit bleibt die traditionsreiche Schiffbauindustrie in Norddeutschland erhalten.
Die Rönner-Gruppe plant, den Werftbetrieb in Flensburg nach Eröffnung des Insolvenzverfahrens wieder aufzunehmen. Ein wichtiger erster Schritt ist die Fertigstellung einer RoRo-Fähre mit LNG-Antrieb für die australische Reederei SeaRoad. Chas Kelly, Chairman von SeaRoad Shipping, hat dazu bereits einen Auftrag erteilt.
In Rendsburg wird Nobiskrug künftig als Betriebsteil der benachbarten Lürssen-Krögerwerft geführt. Lürssen hat dazu ein notarielles Übernahmeangebot abgegeben, das von den Insolvenzverwaltern Dr. Christoph Morgen und Hendrik Gittermann nach Eröffnung des Insolvenzverfahrens angenommen wird.
Die Belegschaften beider Werften wurden in Mitarbeiterversammlungen über die neuen Entwicklungen informiert. Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Daniel Günther und Wirtschafts-Staatssekretärin Julia Carstens nahmen an den Versammlungen teil und betonten die Bedeutung des Erhalts der Werften für die Region.
Dr. Christoph Morgen zeigte sich erleichtert: "Es ist uns gelungen, innerhalb von nur sieben Wochen zwei strategische Investoren zu finden. Die technischen Vorbereitungen zur Wiederaufnahme des Werftbetriebs in Flensburg beginnen bereits in der Woche nach Eröffnung des Insolvenzverfahrens." Auch Hendrik Gittermann sieht in der Übernahme durch Lürssen eine langfristige Perspektive für den Standort Rendsburg.
Michael Schmidt, Vorsitzender der IG Metall Flensburg, lobte die Einigung: "Die FSG kann nun ihre Kompetenz im Bau anspruchsvoller Schiffe erneut unter Beweis stellen. Die Rönner-Gruppe übernimmt ein motiviertes Team, das bereit ist, komplexe Herausforderungen im Schiffbau anzunehmen." Dr. Martin Bitter, Vorsitzender der IG Metall Rendsburg, ergänzte: "Mit Lürssen als starkem Partner kann Nobiskrug wieder in ruhigeres Fahrwasser kommen."
Herausforderungen und nächste Schritte
Trotz der positiven Entwicklung stehen umfangreiche Sanierungsarbeiten bevor. Beide Werften haben mit einem erheblichen Investitionsstau zu kämpfen. Genehmigungen müssen eingeholt, Gebäude saniert und Produktionsanlagen modernisiert werden, bevor der Betrieb vollständig wiederaufgenommen werden kann.
Um den Übergang für die Mitarbeiter zu erleichtern, wird ab dem 1. Februar eine Transfergesellschaft eingerichtet. Sie sichert nicht nur die Arbeitsplätze, sondern ermöglicht auch Weiterqualifizierungen. Mehr als 95 Prozent der 500 betroffenen Beschäftigten haben bereits einer Überführung in die Transfergesellschaft zugestimmt.
Mit der Übernahme durch Rönner und Lürssen bleibt der Schiffbau in Flensburg und Rendsburg bestehen und kann sich zukunftsfähig aufstellen. Die kommenden Monate werden entscheidend für die Stabilisierung und Modernisierung der Standorte sein.
JM/NW