Der Raub: Die Arisierung des Neuen Walls in Hamburg

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Der Raub: Die Arisierung des Neuen Walls in Hamburg

Der Journalist Cord Aschenbrenner arbeitet die Enteignung jüdischer Kaufleute im Herzens Hamburgs anhand historischer Quellen auf

Hamburg, 6. März 2025. Der Neue Wall ist eine der exklusivsten Einkaufsstraßen in Hamburg und bekannt für seine Luxusgeschäfte und ist eine der teuersten Einkaufsmeilen Deutschlands. Entstanden im 17. Jahrhundert als Teil der Befestigungsanlagen Hamburgs, ist der Neue Wall heute eine hochpreisige Einkaufsstraße, die sich durch ihr elegantes Erscheinungsbild auszeichnet. Hinter der schimmernden Fassade des Neuen Walls verbirgt sich jedoch eine Geschichte, die viele Menschen nicht kennen. Die Verbrechen, die während der Nazizeit auf dieser Straße sowohl offen als auch im Verborgenen stattfanden, hat jetzt der Journalist Cord Aschenbrenner in seinem Buch "Der Raub. Enteignung und Vertreibung der jüdischen Geschäftsleute am Neuen Wall in Hamburg." erstmals auf der Grundlage historischer Quellen ausgewertet und in Zusammenarbeit mit der Evangelischen Akademie der Nordkirche eine umfangreiche Aufarbeitung der Enteignung der jüdischen Kaufleute in den 1930er Jahren vorgelegt.

Der Neue Wall zählt seit über 100 Jahren zu den exklusivsten Einkaufsstraßen Hamburgs. In den dreißiger Jahren gab es dort über 40 Geschäfte, Firmensitze und Banken mit jüdischen Inhabern. Sie blieben auch nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten, in der Hoffnung, dass die neue Regierung sich nach dem rüden Antisemitismus der ersten Monate und dem „Judenboykott“ vom 1. April 1933 mäßigen werde. Aber die teils seit Jahrzehnten am Neuen Wall ansässigen Unternehmen konnten Druck und Entrechtung durch das NS-Regimes am Ende nicht standhalten. Einige Unternehmen wurden schon vor dem Pogrom vom 9./10. November 1938 „arisiert“; ihre Besitzer mussten weit unter Wert an Nutznießer des Regimes verkaufen, ihre Konten wurden gesperrt, ihre Lebensgrundlagen zerstört. Nicht allen gelang die Flucht, manche wurden in Vernichtungslager deportiert oder starben unter dem Druck der Verfolgung. Der Journalist Cord Aschenbrenner zeichnet in seinem Buch „Der Raub“ die Arisierung am Neuen Wall erstmals systematisch anhand von historischen Quellen nach – und beschreibt damit ein dunkles Kapitel Hamburger Geschichte. Das Buch ist Teil eines multimedialen erinnerungskulturellen Projektes der Evangelischen Akademie der Nordkirche zum Thema „Arisierung“ am Neuen Wall.




CORD ASCHENBRENNER lebt in Hamburg und ist Historiker und Journalist. Recherche- und Reportagereisen haben ihn nach Osteuropa, Russland, in den Nahen Osten und in afrikanische Länder geführt. Er ist Autor der Süddeutschen Zeitung, hat für die Neue Zürcher Zeitung und SPIEGEL Geschichte geschrieben. Mit der NS-Zeit und dem Zweiten Weltkrieg hat sich Aschenbrenner in vielen Artikeln und Rezensionen historischer Bücher beschäftigt. 2015 veröffentlichte er Das evangelische Pfarrhaus. 300 Jahre Glaube, Geist und Macht: Eine Familiengeschichte, wofür er 2017 den Georg-Dehio-Preis erhielt.

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