Köln, 5. Dezember 2024. Hohe Kosten, politische Unordnung und viele Unsicherheiten: Die deutsche Wirtschaft kommt 2025 nicht aus der Krise, zeigt die neue Konjunkturprognose des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW). Auch die Arbeitslosigkeit dürfte weiter steigen.
Mit dem Beginn des neuen Jahres steht Deutschland vor der gleichen Herausforderung wie in den letzten Jahren: Die wirtschaftlichen Probleme bleiben bestehen, und die Aussichten für 2024 sind düster. Laut der aktuellen Prognose des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) wird die Wirtschaft im kommenden Jahr nur um magere 0,1 Prozent wachsen – nach zwei Jahren der Rezession. Dies zeigt, dass die Erholung nur schleppend voranschreitet und die wirtschaftlichen Verwerfungen längst nicht überwunden sind.
In der Bauwirtschaft verschärft sich die Lage weiter. Hohe Bau- und Finanzierungskosten, die noch immer eine Folge der Energiepreisschocks sind, verhindern einen wirklichen Neubauaufschwung. Für 2024 wird ein Rückgang der Bauinvestitionen um nahezu vier Prozent prognostiziert, und auch 2025 wird keine Besserung erwartet – im Gegenteil: Ein weiterer Rückgang von über zwei Prozent steht bevor.
Die Industrie kämpft ebenfalls mit gravierenden Problemen. Hohe Arbeits- und Energiekosten sowie eine überbordende Bürokratie machen es immer schwerer, mit der internationalen Konkurrenz mitzuhalten. Seit 2020 sind die Erzeugerpreise um satte 40 Prozent gestiegen, während die Exportpreise im selben Zeitraum nur um 20 Prozent zulegten. Dieser Preisunterschied setzt die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Unternehmen erheblich unter Druck. Doch das ist nicht alles: Seit Beginn der Pandemie fehlen rund 210 Milliarden Euro an Investitionen, und fast 40 Prozent der Unternehmen planen, 2025 noch weniger zu investieren.
Die politische Landschaft trägt ebenfalls zur Unsicherheit bei. Anhaltende Kriege, der mögliche Wiederaufstieg von Donald Trump, zunehmender Protektionismus und das unsichere Regierungshandeln in Berlin lassen die Unternehmen zögern und hemmen die wirtschaftliche Dynamik. In dieser Atmosphäre der Unsicherheit reagieren die Unternehmen mit Zurückhaltung und legen ihre Investitionspläne auf Eis.
Auch die privaten Haushalte sind zunehmend verunsichert. Der private Konsum zeigt 2024 lediglich einen leichten Anstieg, während die Menschen in Zeiten der Krise eher sparen, anstatt zu konsumieren. Trotz besserer Löhne und sinkender Inflation hält die Mehrheit ihr Geld zusammen. Der Arbeitsmarkt bleibt ebenfalls angespannt: Mit einer Arbeitslosenquote von 6,2 Prozent wird die Zahl der Arbeitslosen bis 2025 voraussichtlich die Marke von 3 Millionen überschreiten.
„Was wir derzeit erleben, ist keine vorübergehende konjunkturelle Schwäche, sondern eine tiefgreifende Strukturkrise“, so Michael Grömling, Konjunkturexperte des IW. Die Lösung liege nicht nur in kurzfristigen Maßnahmen, sondern in einem grundlegenden Umdenken. Die kommende Bundesregierung muss schnell handeln, um den Standort Deutschland wieder wettbewerbsfähig zu machen. Dazu gehört nicht nur eine Reform der Unternehmenssteuern, sondern auch gezielte Anreize zur Ausweitung des Arbeitsvolumens, massive Investitionen in Infrastruktur und Verteidigung sowie ein konsequenter Abbau unnötiger Bürokratie.
Wenn Deutschland diese Strukturkrise nicht bald angeht, könnten die wirtschaftlichen Probleme noch lange anhalten – mit weitreichenden Folgen für Arbeitsmarkt, Wohlstand und internationale Wettbewerbsfähigkeit.