Prof. Dr. med. Peter C. Ostendorf, emeritierter Chefarzt für Innere Medizin im Hamburger Marienkrankenhaus und Gründer der „Praxis ohne Grenzen (PoG)“, kennt die Sorgen und Nöte dieser Menschen. „Ich habe ein so privilegiertes Leben, durfte als Mediziner so viele spannende Zeiten und Fortschritte erleben. Jetzt möchte ich als Rentner der Gesellschaft etwas zurückgeben.“ Im Mai 2014 öffnete die „Praxis ohne Grenzen“ erstmals ihre Türen. Zunächst in Horn im Bezirk Hamburg-Mitte, aktuell ist sie in Hamburg-Eidelstedt beheimatet. Immer mittwochs von 10.00 Uhr bis 18.00 Uhr behandeln Prof. Ostendorf und sein Team, bestehend aus etwa 80 Ehrenamtlichen, dort jeweils bis zu 200 große und kleine Patienten.
An einem Nachmittag werden in der Kindersprechstunde durchschnittlich 15 Kinder von renommierten Medizinern kostenlos und auf Wunsch auch anonym behandelt. Die Jungen und Mädchen kommen aus Schwarzafrika, Ost-Europa, Syrien, aus den Krisenherden dieser Welt sowie aus Deutschland. Allen ist gemein: Sie haben Schreckliches erlebt. Mohammad (9) leidet noch immer an den Folgen einer Schrapnell-Verletzung in Aleppo. Sahira (7) lässt ihre Brandverletzungen behandeln, die sie bei einem Feuer in ihrem Dorf im Somalia erlitt. Eva (11) kommt aus Deutschland. Eine Firmen-Insolvenz ihres Vaters riss das Mädchen aus ihrem behüteten Heim. Nun wohnt die Familie im Haus der Großmutter auf 34 qm, der Vater ohne Job, die zwei kleinen Kinder nicht mehr in der gewohnten Kita – und ohne Krankenversicherung. Für Eva und ihre Familie ein schambesetztes Thema, das alle sehr belastet. Eva wird heute gegen Masern geimpft.
Prof. Ostendorf hat die Praxis ohne Grenzen breit aufgestellt, den Patienten stehen zahlreiche Fachrichtungen zur Verfügung: Innere Medizin, Gynäkologie, Kinderheilkunde, Chirurgie, Orthopädie, Dermatologie, Augenheilkunde, HNO, Neurologie und Zahnheilkunde. So verfügt die Praxis-Klinik über allein drei Zahnärzte, die sich auch um die Kleinsten bemühen. Viele der Kinder haben zudem kieferorthopädische Probleme, die aus Kosten- und Zeitgründen nicht hier betreut werden, da die fachgerechte Korrektur der Zahnstellung oft Monate dauert. Doch irgendwie finden die Mitarbeiter – alle durch langjährige Tätigkeit bestens vernetzt in die Hamburger Gesundheitswirtschaft – immer eine Lösung.