Fachkräftemangel: Wirtschaft verliert 49 Milliarden Euro

Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft zeigt: Wirtschaft verliert 49 Milliarden Euro durch Fachkräftemangel

Um die Fachkräftelücke zu verringern, braucht es vor allem gut qualifizierte Zuwanderer.

Köln, 13. Mai 2024. In Deutschland wird der Mangel an qualifizierten Fachkräften zu einer zunehmenden Herausforderung für die Wirtschaft. Diese Knappheit an Arbeitskräften hat weitreichende Auswirkungen: Werkstätten ohne Mechaniker, Baustellen ohne Elektriker und Altenheime ohne Pfleger. In der ganzen Republik fehlen Fachkräfte. Der deutschen Wirtschaft geht dadurch viel Geld verloren. Ohne Fach-kräftemangel könnten die Unternehmen in diesem Jahr bei Vollauslastung 49 Milliarden Euro mehr erwirtschaften, wie eine neue Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) zeigt.

Ein zentrales Problem, das sich aus dem Fachkräftemangel ergibt, sind Produktivitätseinbußen. Unternehmen sehen sich mit Schwierigkeiten konfrontiert, ihr volles Potenzial auszuschöpfen und effizient zu wachsen, da sie nicht über ausreichend qualifiziertes Personal verfügen. Dies führt  zu Verzögerungen in der Entwicklung neuer Produkte und Dienstleistungen  und beeinträchtigt die Wettbewerbsfähigkeit.

 

45,9 Millionen Menschen haben vergangenes Jahr in Deutschland gearbeitet – so viele wie noch nie. Und trotzdem fehlen branchenübergreifend Fachkräfte. 2023 konnten 570.000 Stellen nicht besetzt werden. Für die Unternehmen bedeutet das: Ihr Produktionspotenzial bleibt auf der Strecke. Eigentlich könnten sie mehr produzieren, doch dafür fehlen Mitarbeiter. 2024 gehen der deutschen Wirtschaft dadurch Produktionskapazitäten im Wert von 49 Milliarden Euro verloren. Das zeigt eine neue IW-Studie, für die das Produktionspotenzial mithilfe des Global Economic Model von Oxford Economics berechnet wurde. Die berechneten Kosten beziehen sich lediglich auf den Produktionsausfall und nicht auf Folgekosten des Fachkräftemangels, wie beispielsweise Stress durch Mehrarbeit oder entgangene Innovationen

 

Weil die geburtenstarken Jahrgänge in den kommenden Jahren in Rente gehen, dürfte die Fachkräftelücke in Zukunft noch größer werden. Mit ihr wächst dann auch das verlorengegangene Produktionspotenzial: Laut der Modellberechnung steigen die Kosten des Fachkräftemangels im Jahr 2027 auf 74 Milliarden Euro. 

 

Um die Fachkräftelücke zu verringern, braucht es vor allem gut qualifizierte Zuwanderer. Unternehmen können die neue Anerkennungspartnerschaft des überarbeiteten Fachkräfteeinwanderungsgesetzes nutzen, um ausländische Fachkräfte schneller nach Deutschland zu holen. „Besonders effektiv wäre es, wenn ältere Beschäftigte länger arbeiten würden“, sagt Studienautor und Ökonom für Fachkräftesicherung, Alexander Burstedde. „Unternehmen könnten ihre erfahrenen Mitarbeiter mit passenden Angeboten länger im Betrieb halten.“

 

Ein besonders kritischer Punkt ist der Innovationsverlust. Wenn Unternehmen nicht über die erforderlichen Fachkräfte verfügen, um neue Ideen zu entwickeln und Technologien voranzutreiben, kann dies langfristig die Innovationskraft Deutschlands und seine Wettbewerbsfähigkeit auf dem globalen Markt schwächen. Um diesen Herausforderungen zu begegnen, sind gezielte Maßnahmen notwendig. Investitionen in Aus- und Weiterbildung, die Förderung von Fachkräften aus dem Ausland und die Schaffung attraktiver Arbeitsbedingungen sind entscheidend, um den Fachkräftemangel zu mildern und die langfristige Entwicklung der deutschen Wirtschaft zu unterstützen.

NW/JM

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