Hamburg, 21. Oktober 2024 – Menschen sollen die Möglichkeit haben, Strom über Photovoltaik-Module einfach auf dem eigenen Balkon zu ernten: Dieses Ziel verfolgt das internationale, von der EU-geförderte Interreg-Projekt „PV4All“. Konkret geht es darum, einen gerechteren Zugang zu erneuerbaren Energien zu ermöglichen – und unabhängig von finanziellen Mitteln und sozialem Status Energiewende in Mehrfamilienhäusern zu ermöglichen. Denn immerhin knapp 42 Millionen Menschen in Deutschland besitzen kein Eigenheim und auch kein Geld, um größere Photovoltaik-Anlagen zu installieren. Aber auch sie sollen Energiekosten einsparen können und an der Energiewende teilhaben.
„Auch ohne eigenes Wohneigentum können Mieterinnen und Mieter an der Bewältigung des Klimawandels mitwirken“, erklärt Leon Spiering, wissenschaftlicher Mitarbeiter der Lawaetz-Stiftung das Bestreben des seit 2022 laufenden Projekts „PV4All – Photovoltaik für Alle“, das verschiedene Varianten für die Erzeugung und Nutzung von Photovoltaik in Wohngebieten entwickelt und erprobt. „Ein Balkonkraftwerk erzeugt Strom und führt diesen direkt in den eigenen Stromkreislauf.
Da in Wohnungen dauerhaft Strom verbraucht wird, zum Beispiel durch Kühlschrank, Fernseher oder den Internetzugang, ergibt sich so zum Jahresende eine Einsparung von bis zu 240 Euro. Dem gegenüber steht ein einmaliger finanzieller Aufwand von rund 500 Euro für ein Balkonkraftwerk. Bereits nach etwas mehr als zwei Jahren hat sich die Investition also schon gelohnt“, ergänzt Amke Oltmanns, Projektleiterin bei der ZEBAU GmbH, dem zweiten großen Projektpartner.
Und es müssen nicht unbedingt neue Photovoltaik-Module genutzt werden: 2ndlifesolar hat dieses Vorhaben in Hamburg unterstützt. Das Unternehmen hat sich auf die Aufbereitung und Wiederverwendung von gebrauchten PV-Modulen spezialisiert und die in Hamburg-Barmbek verwendeten Module gesponsert. „Secondhand-Module haben einen geringeren ökologischen Fußabdruck. Sie sind günstiger in der Anschaffung und dabei trotzdem leistungsstark“, erklärt Martin Wilke, Prokurist von 2ndlifesolar. Der gemeinnützige Verein SoliSolar Hamburg e.V., der als weiterer Projektpartner an Bord ist, organisiert kostengünstig Sammelbestellungen für Balkonkraftwerke, stellt Aufbau-Teams zusammen und gibt Tipps für die gemeinschaftliche Montage.
In Hamburg-Barmbek in der
Baugemeinschaft Mesterkamp eG sind nun 17 Wohneinheiten mit einem Balkonkraftwerk ausgestattet – der Aufbau in Eigenregie erfolgte gemeinsam mit SoliSolar Hamburg e.V.. Dem Verein ist es ein Anliegen zu zeigen, wie unkompliziert die Montage eines Balkonkraftwerks ist – auch ohne handwerkliche Vorkenntnisse. Das nach dem Motto „autofrei, nachhaltig, generationsübergreifend“ gestartete Bauprojekt unter der Baubetreuung der Lawaetz-Stiftung dient damit als Vorbild für weitere Projekte dieser Art. „Die Lawaetz-Stiftung geht der Stadt Hamburg in diesem Projekt mit gutem Beispiel voran“, so Leon Spiering von der Lawaetz-Stiftung. „Die Stadt braucht nun aber auch eine eigene Förderung für Balkonkraftwerke. Viele Bundesländer und Städte in Deutschland bieten diese bereits an. Gerade für einkommensschwächere Haushalte haben Förderungen eine enorme Wirkung und führen zu einer spürbaren Entlastung im Geldbeutel. Gleichzeitig wird die Teilhabe von Menschen und Stadtteilen an der Energiewende so gestärkt. Hamburg sollte hier dringend handeln“, so Spiering weiter.
Quelle: Lawaetz-Stiftung