Doppelte Weltklasse im Schlittenhundesport mit eigener Futtermarke ICEPAW

Doppelte Weltklasse im Schlittenhundesport mit eigener Futtermarke ICEPAW

Wie man aus einem anspruchsvollen und kostspieligen Hobby ein lukratives Unternehmen macht, zeigt eindrucksvoll Michael Tetzner aus Burg /Dithmarschen in Schleswig-Holstein. Von: Susanne Plaß

Burg/Dithmarschen, 21. Juni 2024. Mit 22 Jahren zog ihn der Schlittenhundesport in seinen Bann. „Eigentlich war ich 1987 auf der Suche nach einem Wachhund und habe dann im Harz ein Schlittenhunderennen gesehen. Das war faszinierend“, schwärmt Michael Tetzner, der sich anschließend intensiv mit dem Sport vertraut machte. Während der Saison von Oktober bis März gibt es jedes Wochenende zahlreiche Rennen weltweit. Dabei ist der Verband Deutscher Schlittenhundesport Vereine e.V. mit über 2000 Mitgliedern der größte in Europa.

“1988 bin ich mein erstes Rennen in Dänemark gefahren und gleich in der 6 Hunde Klasse Internationaler Dänischer Meister geworden“, sagt der gelernte Einzelhandelskaufmann und Exportmanager. Er baute seine Tetzner Racing Schlittenhundefarm in Burg in Dithmarschen am Nord-Ostsee-Kanal auf. Dort lebt und arbeitet er heute mit seiner Familie sowie rund 60 Hunden, davon 40 aktive Rennhunde, 10 Rentner und Nachwuchs. 2011 wurde Tetzner Vize-Weltmeister und 2012 Weltmeister im Schlittenhunderennen. „Es war ein unbeschreibliches Gefühl, diesen Titel mit meinen cleveren und laufstarken acht  Vierbeinern in Oslo zu erleben“, selbst Prinz Hakon kam zur Ehrung" erzählt der Hundefan, der mittlerweile seine 38. Saison bestreitet und als Profi viele internationale Rennen gewonnen hat. Die Distanzen liegen in der Regel zwischen 10 und 70 km, wobei die Hunde zwischen 28 und 40 km/h schnell laufen.

 

Um ein guter Musher (Schlittenhundeführer) zu sein, braucht es leistungsstarke Hunde, körperliche Fitness, Selbst-vertrauen, Einfühlsamkeit und ein besonderes Händchen im Umgang mit Tieren sowie natürlich das Sieger-Gen. „Schlittenhundesport ist mit sehr viel Arbeit und Entbehrungen verbunden. Ein Hundegespann besteht aus den Leithunden, die ohne Zügel das Gespann führen und vor der Meute laufen. Dahinter laufen die Swingdogs, die in erster Linie den Zug am Laufen halten und zu Nachwuchsleithunden ausgebildet werden. Dann kommen die Teamdogs und direkt vor dem Schlitten sind die Wheelsdogs angespannt, die die Fliehkräfte in den Kurven ausgleichen“, erklärt der erfahrene Musher, dessen Rennsport viel Geld kostet: „Wenn man wie wir international an der Weltspitze fahren möchte und drei Gespanne mit 32 Hunden stellt, dann kommen für Fahrten zu den Veranstaltungen und Kosten für Tierarzt, Futter, Hotel, Rennanmeldungen, Bekleidung etc. schon eine fünfstellige Summe zusammen“, sagt Michael Tetzner und fügt hinzu: „Als ich den Export Manager an den Nagel gehängt habe, konnte ich mich vom ersten Tag an mit meiner eigenen Futtermarke ICEPAW und aus Sponsorenmitteln finanzieren.“

Über unterstützende Partner freut sich der sportliche Unternehmer immer, der sehr viel für seine Vierbeiner tut. 2023 wurde sein Familienbetrieb für die Pflege und die herausragende Gesundheit der Tiere mit dem ‚Susan‘s Hope Award‘ (von Tierärzten weltweit initiiert) ausgezeichnet!


Der Markt für Hundefutter wuchs 2023 und erreichte in den klassischen Vertriebswegen mit knapp 2 Milliarden Euro ein Umsatzplus von 9,1 Prozent. Wer auf die ausdauernde Leistung seiner Hunde zählen möchte, der benötigt wertvolles Futter. Michael Tetzner hat in seiner sportlichen Laufbahn viele Futtermarken ausprobiert.


„Als ich drei Monate bei den Eskimos im Iglo gelebt und dort gesunde, sehr alte Hunde gesehen habe, die ausschließlich mit Fisch ernährt worden sind, kam mir die Idee von einer eigenen, fischhaltigen Futtermarke,“ berichtet der Unternehmer. Er lernte seine Frau Doreen durch ihren an Spondylose erkrankten kanadischen Schäferhund kennen. „Doreen wurde zu mir geschickt. Ich habe ihren Schäferhund ausschließlich mit Fisch ernährt. Er lief wieder besser und wurde über 13 Jahre alt. Meine Frau wurde zum Herzstück unserer Racing Farm und fährt als Musherin ebenfalls erfolgreich Rennen.“


In 2012 gründete Michael Tetzner mit seinem umfangreichen Knowhow die Futtermarke ICEPAW, um in erster Linie Hunde gesund bis ins hohe Alter zu ernähren. In die Weiterentwicklung der ICEPAW Produkte fließen jahrzehntelange Praxiserfahrungen und ernährungsphysiologische Analysen aus dem Schlittenhundesport ein. „Wir sind ein regionales, nachhaltiges Unternehmen, das den Fisch und die Rohstoffe möglichst aus dem Norden bezieht. Mittlerweile führen wir über 140 Produkte, 90 Prozent davon mit Fisch. ICEPAW bietet auch ernährungssensiblen, allergiegeplagten Tieren eine große Vielzahl an Alleinfuttern, Snacks und hochwertigen Nahrungsergänzungen an. Wir beliefern europaweit nicht nur den Fachhandel, sondern auch Futterhaus und Edeka“, so der Produktentwickler, der mit ICEPAW eine Nische mit Fokus auf Gesundheit ausfüllt. „Singleprotein ist das Zauberwort. Wir verwenden ausschließlich qualitativ sehr hochwertige Rohstoffe. Das kostet in der Herstellung mehr und der Gewinn fällt kleiner aus“, so Tetzner, dem ein gutes Gefühl beim Verkauf wichtig ist.


Im Sommer geht es relaxt auf der Tetzner Racing Farm zu. Ab Oktober werden die Hunde für die Rennsaison vorbereitet. „Wir haben Tobe- und Freilaufflächen, machen Schwimm- und Herz- Kreislauftraining mit dem Fahrrad oder einer Führanlage. Das ist die Grundlage für jeden Hundesport. Im Herbst trainieren wir vor einem Quad auf Kraft und Ausdauer und im Dezember fahren wir in die Alpen oder ins Riesengebirge zum Höhentraining. An Weihnachten geht es nach Wyoming in die USA, wo wir unsere Hunde circa einen Monat an Kälte und Höhen um die 2.500 m gewöhnen.


Wie der Vater so die Tochter – beide tragen Weltmeistertitel


Mit vier Jahren stand Leonie Tetzner erstmals auf dem Schlitten, mit fünf siegte sie mit ihrer europäischen Schlittenhündin Elsa aus eigener Zucht bei der Junioren Weltmeisterschaft. Anfang 2024 holte sich die heute 14-Jährige wieder den WM-Titel in Alaska. „Dabei bin ich erstmalig mit fünf Hunden auf der 10 km langen Strecke angetreten und wahnsinnig stolz auf meine Fellnasen und den 8. WM–Titel,“, sagt Leonie Tetzner, die zudem gerade in der 6 Hunde Klasse Amerikanische Meisterin geworden ist. Leonie versteht und liest ihre vierbeinigen Freunde wie kaum ein anderer Mensch – kennt jede Ahnentafel auswendig. Nach der Schule führt ihr erster Weg zu den Hunden. Ihr nächstes Ziel ist das Wyoming Stagestop über eine Distanz von ca. 600 km. Die Altersgrenze liegt bei 18 Jahren, deshalb hat die 14-jährige Musherin einen Antrag gestellt. Michael Tetzner unterstützt seine Tochter: „Es ist eines der schwersten Hundeschlittenrennen über einen präparierten Trail. Ich habe mit meinen Vierbeinern schon viele lange Rennstrecken absolviert und über Jahrzehnte einen ausdauernden genetisch guten Hund gezüchtet. Das packen Leonie und die Hunde!“ Die Liebe zu Tieren und das Renn-Gen hat der Vater an die Tochter vererbt!

sp/nw

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