LNG Terminal Brunsbüttel

Interview

„Brunsbüttel ist als Standort ideal“

Die German LNG Terminal GmbH ist ein Joint Venture der niederländischen Unternehmen Gasunie LNG Holding B.V., Vopak LNG Holding B.V. sowie der Oiltanking GmbH, einem Tochterunternehmen der Marquard & Bahls AG. Zweck des Joint Venture in Deutschland ist der Bau und Betrieb eines multifunktionalen Import- und Distributionsterminals für verflüssigtes Erdgas (Liquefied Natural Gas) in Brunsbüttel. Die „Nordwirtschaft“ sprach jetzt mit Katja Freitag, Pressesprecherin von German LNG Terminal, über den Stand des Projektes und die Perspektiven.

Frau Freitag, wie schätzen Sie die gegenwärtige Marktlage bezüglich LNG und einem Terminal in Deutschland ein?
Gegenwärtig gibt es europaweit 36 LNG-Terminals, über die Flüssigerdgas (LNG) an Land gebracht wird. Gemeinsam verfügen die europäischen Terminals damit über eine Regasifizierungskapazität von rd. 240 Milliarden Kubikmeter pro Jahr. Das entspricht mehr als der Hälfte des jährlichen Erdgasverbrauchs in der Europäischen Union. Deutschland verfügt über kein eigenes LNG-Terminal, muss also auf LNG-Terminals wie in Rotterdam oder Zeebrugge   zurückgreifen. Und das, obwohl Deutschland der größte Erdgasmarkt Europas ist. Zudem ist die durchschnittliche Auslastungsquote bestehender Terminals ist im letzten Jahr weiter gewachsen,  bei einer gleichzeitig steigenden Anzahl an Terminals. Wir erfahren ein anhaltendes starkes Interesse an einem LNG Terminal in Brunsbüttel. So konnten wir bereits eine Reihe von Rahmenver-einbarungen, sogenannte „Heads of Agreement”, abschließen. Weitere Gespräche mit diversen anderen Interessenten laufen.

Auf welche Erfahrungen können Sie als Team mit Blick auf ein erstes LNG-Terminal zurückgreifen?
Wir verfügen über ein hochmotiviertes Team mit internationalen Spezialisten, das seine Erfahrung für die Planung und Realisierung des Terminals in Brunsbüttel einsetzt. Unsere drei Gesellschafter blicken auf eine langjährige Erfahrung in dem Sektor zurück. So betreiben zwei der Gesellschafter mit dem Gate Terminal bereits seit Jahren erfolgreich ein vergleichbares Terminal in Rotterdam. Im Jahr 2019 verzeichnete dieses einen Rekord von gut 170 Schiffsoperationen, verglichen mit gut 100 Schiffen im Jahr 2018.
Für Deutschland sehen wir hier eine große Chance: Denn das in Brunsbüttel geplante LNG-Terminal soll auch konkret in Norddeutschland dazu beitragen, dass die Emissionen an Luftschadstoffen und CO2 fahrender Schiffe sinken. Die maritime Wirtschaft geht davon aus, dass Flüssigerdgas sauberer ist als Schiffsdiesel. Die Errichtung des Terminals wird die flächendeckende Versorgung der Schifffahrt in Nord-deutschland mit LNG ermöglichen und in Hafenstädten und am Nord-Ostsee-Kanal zur Verbesserung der Luftqualität beitragen.
Im Sommer 2019 startete der Ausschreibungsprozess für den möglichen Generalunternehmer. Der Genehmigungsprozess, Anfang 2019 gestartet, läuft. Die Bauzeit des Terminals beträgt bis zu drei Jahren. Fotos: German LNG Terminal GmbH

Was macht Brunsbüttel zum bevorzugten Standort für das Terminal?
Brunsbüttel liegt geographisch ideal: Der Hafen ist für die QMax Carrier, die das LNG bringen, gut erreichbar. Von dort sind es nur ca. 3 Stunden per Schiff in den Hamburger Hafen, wo das LNG als Kraftstoff für die Schifffahrt benötigt wird. Der Hafen liegt am Eingang des Nord-Ostsee-Kanals, der den Zugang zu den baltischen und den skandinavischen Märkten ermöglicht. In direkter Nachbarschaft zum Terminal liegt das größte zusammenhängende Industriegebiet Schleswig-Holsteins, der ChemcoastPark, in dem viele energieintensive Betriebe sitzen. Sie werden einerseits LNG von unserem Terminal beziehen und andererseits uns ihre Prozesswärme liefern. Es können also effiziente Synergien aufgebaut werden.

Was sind die kommenden Schritte in dem Großprojekt?

Das Projekt schreitet erfolgreich voran. Wir haben bereits einige Meilensteine erreicht, weitere wichtige liegen in diesem Jahr vor uns. Im Sommer 2019 startete der Ausschreibungsprozess für den möglichen Generalunternehmer. Die Unterlagen der Bieter werden nun ausgewertet. Die Beauftragung wird bis zum Sommer erfolgen.  Auch der Genehmigungsprozess, der bereits Anfang 2019 mit der Scoping-Phase startete, wird weiter fortgesetzt.  All dies sind wichtige Entscheidungen über die Investition und Meilensteine auf dem Weg zur finalen Investitionsentscheidung. Anschließend könnte das Terminal nach einer bis zu dreijährigen Bauzeit in Betrieb gehen. German LNG Terminal ist auch in der Corona-Krise weiter voll arbeitsfähig. Die Mitarbeiter befinden sich alle im Homeoffice und treiben von dort aus die Planungen weiter voran.

Red. NW
Share by: