Hamburger Wirtschaft fordert oberste Priorität für die Wettbewerbsfähigkeit des Wirtschafts- und Industriestandorts: „Ein Weiter-so wird nicht reichen – Chancen für Neuanfang nutzen“

Hamburger Bürgerschaftswahl 2025

Hamburger Wirtschaft fordert oberste Priorität für die Wettbewerbsfähigkeit des Wirtschafts- und Industriestandorts: „Ein Weiter-so wird nicht reichen – Chancen für Neuanfang nutzen“

Hamburg, 3. März 2025. Eine Woche nach der Bundestagswahl fand gestern in Hamburg die Wahl einer neuen Bürgerschaft statt. Im Gegensatz zum vergangenen Sonntag bleibt die SPD in der Hansestadt die führende politische Kraft und kann trotz einiger Verluste weiterhin mit den Grünen regieren. Bürgermeister Peter Tschentscher plant jedoch auch Gespräche mit der CDU, die einen Zuwachs von über acht Prozent verzeichnen konnte. Die Hamburger Wirtschaft gratuliert dem Ersten Bürgermeister und seiner Partei zu ihrem Wahlsieg, fordert aber gleichzeitig in ihren Stellungnahmen oberste Priorität für die  Wettbewerbsfähigkeit des Wirtschafts- und Industriestandorts. Reaktionen:

Nico Fíckínger, Hauptgeschäftsführer von NORDMETALL und AGV NORD 


 „Ein Minus von fast zwölf Prozent der Stimmen für die bisherigen Senatsparteien und ein Plus von fast neun Prozent für die größte Oppositionspartei sind jedoch kein Signal für ein ‚Weiter so‘. Vielmehr ist jetzt die Zeit für eine industriefreundlichere Politik in Hamburg, die den fast 100.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in den Industrieunternehmen der Stadt zugutekommt. Die Verkehrspolitik muss die Interessen der Autofahrer wieder berücksichtigen und darf Wirtschafts- und Pendlerverkehre nicht länger im Stau stehen lassen. Die großen Infrastrukturprojekte in und um Hamburg von der A26-Ost im Hafen bis zur A20-Verlängerung Richtung Elbe müssen endlich intensiv vorangetrieben werden. Der Hafen als größter deutscher Umschlagplatz von Industrie-Importen und -Exporten braucht eine zukunftsfeste Aufstellung. Gewerbe- und Industrieansiedlungen in Hamburg müssen einfacher, schneller und günstiger möglich werden. Die länderübergreifende Zusammenarbeit vor allem mit Schleswig-Holstein ist auch im Bildungs- und Wissenschaftsbereich ausbaubar. Und die Start-Up-Förderung verlangt mehr Initiative vom nächsten Senat“, so der Arbeitgebervertreter.

Prof. Norbert Aust, Präses der Handelskammer Hamburg


„Hamburgs Wirtschaft braucht schnellstmöglich eine handlungsfähige Regierung, die die Wirtschaftspolitik ganz oben auf ihre Agenda setzt. Unsere Unternehmen erwarten vom neuen Senat eine langfristige Strategie zur Stärkung unserer internationalen Wettbewerbsfähigkeit. Dringend nötig sind mutige Investitionen in unseren Innovationsstandort, eine Vision für einen innovativen Hafen und wettbewerbsfähige Energiepreise, damit Unternehmen wieder mit Optimismus in die Zukunft blicken können und Aufbruchstimmung entsteht. Als Deutschlands wichtigstem Außenwirtschaftsstandort kommt Hamburg angesichts der geopolitischen Entwicklungen in den nächsten Jahren eine ganz besondere Verantwortung zu, die der neue Senat im bundespolitischen und internationalen Diskurs aktiv wahrnehmen muss.“

UVNord-Präsident Dr. Philipp Murmann


„Hamburgs Arbeitgeber gratulieren den Parteien der demokratischen Mitte, auf die es jetzt ankommen wird, um Hamburg im Wettbewerb der Metropolen weiter voranzubringen. Dazu gilt es insbesondere, den Stellenwert von Wirtschaft zu erhöhen, auf den Erfolgen in der Schul- und Bildungspolitik aufzusetzen und einen Wandel in der Arbeitsmarktpolitik einzuläuten, bei dem insbesondere in der Grundsicherung Fördern und Fordern zunehmend im Fokus steht. Wir setzen darauf, dass eine starke Wirtschaftsbehörde den Hafen ambitioniert auf die Zukunft ausrichtet, mit Nachdruck den Ersatzbau der Köhlbrandbrücke sowie den Bau der A26-Ost vorantreibt und ein klares Signal sendet, die vielen maroden Brücken und Querungen zu sanieren. Wissenschaftliche Erkenntnisse und Innovationen als Grundlage für den Erfolg von morgen müssen noch stärker zu neuen Produkten und Geschäftsmodellen in Hamburg führen. Die Wettbewerbsfähigkeit des Wirtschafts- und Industriestandorts muss oberste Priorität haben. Auch bei der Vermarktung unserer Stadt muss ein Zahn zugelegt werden. Wir müssen auf den großen Messen in der Welt sichtbar bleiben, den Einzelhandel und unsere Innenstadt stärken und Touristen auch über die Kreuzfahrer willkommen heißen. Die freiwillig organisierte Wirtschaft der Stadt wird auch dem neuen Senat als loyaler Partner und Berater zur Seite stehen.“

Wirtschaftsrat Landesvorsitzender Thies Goldberg


 „Der Wirtschaftsrat erhofft sich ein harmonisches Zusammenwirken zwischen den Regierenden in Hamburg und Berlin und eine wirtschaftsfreundlichere und wachstumsorientierte Politik. Dazu gehören in erster Linie die Intensivierung von Wohnungsbau und Startup-Förderung, sowie die Erleichterung der Migration in den Arbeitsmarkt.“ Hamburg muss als Innovations- und Gründerstadt gestärkt werden. Hierfür ist eine zielgerichtete Vernetzung der Wirtschaft mit den Hochschulen und Forschungseinrichtungen für Wirtschaft, Logistik, Verkehr, und Bau- und Stadtplanung in der gesamten Metropolregion Hamburg überfällig. Und weiter: „Eine leistungsfähige öffentliche Infrastruktur, ein ebenso hohes wie qualifiziertes Arbeitskräftepotenzial und eine lebenswerte Stadt mit bezahlbarem Wohnraum sind unverzichtbare Grundlagen für Wachstum und Wohlstand Hamburgs – dem muss der Senat zukünftig Rechnung tragen.“

Der Präsident der Handwerkskammer Hamburg, Hjalmar Stemmann


"Nach der politischen Farbenlehre deuten die Zahlen auf ein Fortsetzen der bisherigen Koalition hin. Aber: Ein Weiter-so wird nicht reichen. Um Hamburgs Wohlstand und Zukunft zu sichern, muss die Stadtpolitik sich viel mehr auf Wettbewerbsfähigkeit, Wohlstand und Innovationen konzentrieren. Konkrete Vorschläge dafür hat die Hamburger Wirtschaft vor Kurzem gemeinsam gemacht. Deshalb mein dringender Appell: nicht auf Lorbeeren ausruhen, nicht in alten Mustern verharren. Die großen wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Herausforderungen unserer Zeit verlangen nach neuen und mutigen politischen Wegen gerade in der Standortpolitik. Wenn der neue Senat sie geht, dann kann sich Hamburg in den nächsten fünf Jahren zu einer echten Chancenstadt weiterentwickeln. Und nur dann können auch Umwelt, Lebensqualität und soziale Gerechtigkeit in unserer Stadt gedeihen. Das Hamburger Handwerk steht auf diesem Weg wie bisher als verlässlicher Partner und konstruktiv-kritischer Impulsgeber bereit.

AGA-Präsident Dr. Hans Fabian Kruse


"Die Wählerinnen und Wähler haben klar zwischen Bundes- und Landespolitik unterschieden.  Der Wahlsieg ist eindeutig, doch dürfte sich angesichts der Verluste von Rot-Grün eine Katerstimmung zeigen. Summa summarum steht ein Wahlergebnis, das für stabile Regierungsoptionen sorgt und die rot-schwarze Alternative möglich macht. Gerade dann, wenn die Grünen in den Koalitionsgesprächen ihren ideologischen Kurs in der Verkehrspolitik durchziehen wollen – Stichwort A26 Ost – sollte ernsthaft eine rot-schwarze Koalition verhandelt werden. Die Union hat mit ihrem respektablen Ergebnis mehr als einen Achtungserfolg errungen. Wichtig ist, dass linke und rechte Populisten in Schach gehalten sind. Vom künftigen Hamburger Senat erwarten wir einen klaren wirtschaftspolitischen Fokus, der den Mittelstand und die Wettbewerbsfähigkeit der Stadt stärkt. Die Devise muss lauten: Bürokratie abbauen und es den Unternehmen auf allen Ebenen der Verwaltung wieder leichter machen."

DIE FAMILIENUNTERNEHMER Sven Höppner


„Hamburg braucht eine pragmatisch handelnde Wirtschaftskoalition. Peter Tschentscher steht nun in der Verantwortung, die Wirtschaft zum zentralen Thema bei den Koalitionsverhandlungen zu machen. Denn die Unternehmen und ihre Mitarbeiter vor Ort brauchen eine pragmatische Politik, die Hamburgs Wirtschaftskraft erhält und stärkt. Dafür benötigt die SPD einen Koalitionspartner, der auf Wirtschaftswachstum und Innovationskraft setzt. Es reicht nicht, den Status quo fortzuführen. Gefragt ist eine zukunftsweisende Politik, die den Unternehmen Freiräume schafft und Hamburg als Wirtschaftsstandort sichert. Die Hamburger Unternehmen benötigen endlich Entlastungen statt weiterer Belastungen, um in Köpfe und Innovationen investieren zu können.“

VEEK Vorsitzender Jochen Spethmann:


Die VEEK fordert von der neuen Bürgerschaft und dem neuen Senat: Stellen Sie das Vertrauen in Wirtschaft und Gesellschaft in den Mittelpunkt Ihres Handelns! Führen Sie die Stadt mit Klarheit und persönlicher Haltung. Regeln allein schaffen kein Vertrauen – Menschen schaffen es. Dazu gehört auch, den Unternehmen in der Stadt wieder mehr Vertrauen zu schenken. Die Wirtschaft in Hamburg wird von vielen verantwortungsbewussten Unternehmerinnen und Unternehmern getragen, die sich respektvoll und korrekt in unserer Gesellschaft bewegen. Sie brauchen keine kleinteilige Steuerung durch immer neue Vorschriften, sondern einen verlässlichen Rahmen, der unternehmerisches Handeln ermöglicht und fördert. Die Versammlung Ehrbarer Kaufleute wünscht sich vom neuen Senat eine Politik, die mutig ist, die sowohl Bürgerinnen und Bürgern als auch Unternehmerinnen und Unternehmern Vertrauen schenkt, damit Hamburg auch in Zukunft erfolgreich bleibt.


JM/NW  

Share by: