Anerkennungspreis für "Rette sich wers kann"

„Rette sich wer’s kann – Schwimmen lernen im Kindergarten“

Der DRK Landesverband Mecklenburg-Vorpommern e.V. wird für sein Schwimmkurs-Projekt mit dem HanseMerkur Preis für Kinderschutz geehrt

Hamburg. Ob im Planschbecken, Pool, Freibad, Fluss oder dem Meer – das Baden und Spielen im Wasser ist für Kinder ein großer Spaß. Aber auch sehr gefährlich für alle, die nicht sicher schwimmen können. Ertrinkungsunfälle gehören für Kinder zu den häufigsten unfallbedingten Todesursachen. Im Jahr 2021 starben laut der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) 18 Kinder im Vorschul- und fünf Kinder im Grundschulalter im Wasser. Nur 40 Prozent der unter Zehnjährigen können sicher schwimmen. Diese alarmierenden Zahlen sowie eigene Erfahrungen als Rettungsschwimmer waren es, die Thomas Powasserat und seine Kolleginnen und Kollegen vom Landesverband Mecklenburg-Vorpommern des Deutschen Roten Kreuz (DRK) auf die Idee brachten, das Projekt „Rette sich, wer’s kann – Schwimmen lernen im Kindergarten“ ins Leben zu rufen. Der DRK Landesverband Mecklenburg Vorpommern e.V. wird für sein Engagement nun im Rahmen der Verleihung des HanseMerkur Preises für Kinderschutz am 27. September 2022 im Curio Haus in Hamburg mit einem Anerkennungspreis ausgezeichnet und erhält 10.000 Euro zur weiteren Förderung des Projekts.

„Rette sich wer’s kann“ setzt da an, wo das Schulsystem und viele Eltern ihre Grenzen haben. Zwar ist Schwimmunterricht an allen Grundschulen des Landes im Lehrplan festgeschrieben, doch findet er dort aufgrund fehlender Schwimmlehrer oder weil die Bäder zu weit weg gelegen sind und in der Folge die Fahrtkosten zu hoch, oft trotzdem nicht statt. Und nicht für alle Eltern ist es selbstverständlich, ihren Kindern das Schwimmen selbst beizubringen. Die Pandemie hat die Situation noch verschlimmert: Für fast drei komplette Grundschul-Jahrgänge – in Summe circa 20.000 Kinder im Alter zwischen zehn und zwölf Jahren – fiel der Unterricht coronabedingt aus. „Dabei ist es so wichtig, dass jeder Mensch schwimmen kann“, so Projektleiter Thomas Powasserat. „Je früher ein Kind es lernt desto besser. Gerade in einem so wasserreichen Land wie Mecklenburg-Vorpommern, in dem die Wege an den Strand oder einen See kurz sind.“

 

Begonnen hat der DRK Landesverband Mecklenburg-Vorpommern 2009 mit vier Kindergärten, in denen er kostenlosen Schwimmunterricht angeboten hat – heute ist „Rette sich wer’s kann“ bundeslandweit in 84 DRK-Kita-Einrichtungen etabliert. Das Angebot umfasst 15 Stunden pro Kurs, in denen die Kinder zunächst ganz langsam und spielerisch an das Element Wasser herangeführt werden, bis sie alleine vom Startblock springen und am Ende stolz ihr Seepferdchen-Abzeichen in den Händen halten. Andreas Böttcher, genannt „Sprotte“, ist seit über 30 Jahren Schwimmtrainer und von Beginn an aus vollem Herzen für das Projekt im Einsatz. „Jedes Kind hat sein eigenes Tempo. Während die einen sofort anfangen herumzuplanschen, reagieren andere zunächst zurückhaltend auf das Element Wasser und brauchen mehr Eingewöhnungszeit“, weiß er. „Wir gehen ganz individuell auf die Kleinen ein, um ihnen so viel Sicherheit wie möglich zu geben. Die schönsten Momente sind die, in denen wir sehen, wie sie dann über sich hinauswachsen und sich etwas zutrauen.“

 

Lehrer wie er sind es, die dringend benötigt werden, um dem Nichtschwimmer-Trend bei Kindern entgegenzuwirken. Daher bietet der Verein nicht nur Kurse für die Kleinen an, sondern bildet pro Jahr auch 25 bis 30 Pädagoginnen und Pädagogen zu Schwimmlehrern aus, die ihre Kita-Gruppen dann selbst unterrichten können und zu Multiplikatoren werden. „Geflüchtete Familien oder welche mit Migrationshintergrund stellen eine besondere Zielgruppe dar“, so Thomas Powasserat. „In ihnen sind auch viele Eltern Nichtschwimmer und auch kulturell gibt es Hürden.“ Es sei nicht immer leicht, einen Zugang zu diesen Familien zu bekommen. Häufig wollen sie ihre Töchter nicht von Männern oder Söhne nicht von einer Frau im Badeanzug unterrichten lassen. Das DRK spricht deswegen gezielt auch Pädagoginnen und Pädagogen mit Migrationshintergrund an – um Brücken zu bauen und mit dem Projekt wirklich auch alle abzuholen.

 

„Der DRK Landesverband Mecklenburg-Vorpommern e.V. setzt sich mit ,Rette sich wer’s kann’ nicht nur dafür ein, dass Kinder schwimmen lernen, bevor sie in die Schule kommen, sondern leistet zusätzlich einen großartigen Beitrag zur Integration geflüchteter Kinder“, so Eberhard Sautter, Vorstandsvorsitzender der HanseMerkur. „Bei der fantastischen Arbeit des Vereins geht es nicht nur um Sicherheit im Wasser, sondern auch um Verbindungen und Vertrauen. Herzlichen Glückwunsch zur Auszeichnung mit dem HanseMerkur Preis für Kinderschutz.“

NW/JM

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