Am 26. Februar 1870 gründeten zwölf renommierte Kaufleute eine Universalbank in der Rechtsform einer Aktiengesellschaft: die „Commerz- und Disconto-Bank in Hamburg“.
Handelsfirmen wie Theodor Wille, Carl Geo. Heise, Wm. O’Swald & Co. und C. Woermann, Merchantbanker (Banker, die Handel und Bankgeschäfte miteinander verknüpften) Conrad Hinrich Donner, Hesse, Newman & Co. und Emile Nölting aus Altona und Hamburg sowie L. E. Amsinck & Co. aus New York und Privatbankiers wie M. M. Warburg & Co. und Lieben Königswarter aus Hamburg sowie B. H. Goldschmidt, Frankfurt am Main, und Mendelssohn & Co. aus Berlin waren die Gründer.
Die Zusammensetzung des Gründerkomitees erwies sich als ein wichtiger Erfolgsfaktor, denn kaufmännische Interessen verbanden sich mit dem Know-how von Privatbankiers. Die Mitwir-kung auswärtiger Privatbankiers begünstigte eine breite Aktionärsstruktur. Zudem konnte die neue Bank auf ein überregionales Netzwerk aufbauen, das für die Gewinnung neuer Geschäftsmöglichkeiten vorteilhaft war. Das Aktienkapital der Commerz- und Disconto-Bank sollte 20 Mill. Mark Banco betragen. Im Mittelpunkt der Geschäftstätigkeit standen von Beginn an Kredite, vornehmlich an mittel-ständische Kunden, die Finanzierung des Außenhandels sowie die Platzierung von Aktien und Anleihen.
Die Geschäftstätigkeit begann am 25. April 1870. Am ersten Tag wurden 25 Konten eröffnet; bis Ende des Jahres 1870 zählte man 236 Kunden. Schon im April konnte die Commerzbank durch ihr Gebot eine Prioritätsanleihe der Hamburg-Amerikanischen Packetfahrt-Actiengesellschaft (HAPAG) begeben. Bereits 1873 war die Commerz- und Disconto-Bank mit der Tochtergesellschaft London and Hanseatic Bank am wichtigen Finanzplatz London prä-sent. Das Gründungsgeschäft, d. h. die Errichtung von industriellen Unternehmen, spielte hin-gegen eine geringere Rolle. Auch deshalb überstand die Commerz- und Disconto-Bank die so genannte „Gründerkrise“ in der Mitte der 1870er Jahre weitgehend unbeschadet, während vie-le andere Bankinstitute aufgeben mussten.
Im Jahr 1874 bezog die Commerzbank einen vom bekannten Architekten Martin Haller geplan-ten Neubau am Ness; dieses Gebäude sollte für 140 Jahre ihr zentraler Standort in Hamburg bleiben. Nach Filialgründungen in Berlin und Frankfurt am Main verzichtete die Commerz- und Disconto-Bank 1898 auf den Zusatz „in Hamburg”. Im Laufe des 19. Jahrhunderts entwickelte sie sich zu einer der führenden deutschen Großbanken mit Sitz in Berlin und Hamburg. Nach mehreren Umfirmierungen und Fusionen wurde schließlich im Jahr 1940 der Name Commerzbank Aktiengesellschaft angenommen. Bis heute spielt die Commerzbank Hamburg eine bedeutende Rolle in der Hansestadt.
Quelle: Commerzbank AG
Red. NW